Bestechung und Archiv (2013)

Für einen halben Monat ging ich fast jeden Morgen zu dem Wachhund des Sportstadions der Gemeinde Marchienne au Pont (BE), um diesen Hund zu bestechen und in einer bestimmten Weise zu konditionieren. Ich hoffte, dass mich der Hund nach einiger Zeit wiedererkennen und mich nicht mehr verbellen würde. Dafür machte ich eine Art Hundekuchen aus Knäckebrot und Hackfleisch als Bestechungsgeld. Auf die Knäckebrote beschrieb ich jeweils kurz mit Lebensmittelfarbe verschiedene Projektideen von Künstlern, die bisher Gast in der Residency “Hotel Charleroi” gewesen waren oder gerade teilnahmen und die nicht realisiert worden waren.

Klarerweise war das für das Tier völlig irrelevant. Aber ich kam so regelmäßig wie möglich, um dennoch eine Spur in seinem Gedächtnis zu hinterlassen. Die Bilder, die ich und andere Besucher gehabt hatten, würden allein als eine Erinnerung im Gedächtnis des Hundes bzw. als eine Art pawlowsche Reaktion in seinem Verhalten verbleiben. Natürlich wären die Ideen nur durch eine Art Abdruck markiert.
Zugegebenermaßen bellte mich der Hund bis zum Schluss an, erkannte mich aber immerhin nach eine Weile wieder.